Wenn man in ein Land zieht, dessen Sprache man nicht kennt

Ich liebe es, zu reisen. Ich hasse es, Tourist zu sein, planlos mit meiner riesen Kamera, die ich immer noch nicht bedienen kann, in der Gegend herum zu laufen und von den Einheimischen zu erwarten, dass sie Englisch sprechen. Und trotzdem bin ich hier, schlendere mit meiner Spiegelreflex im Automatik-Modus durch Las Palmas und spreche kein Wort Spanisch.

 

 

Wobei das nicht ganz wahr ist. Ich habe schon eine Sprachkurs-App heruntergeladen und mindestens zwei Lektionen pro Tag absolviert. (Die App heißt übrigens Duolingo und ist wärmstens zu empfehlen. Sie ist gratis, unterhaltsam und extrem gut durchdacht.)
Ich hab’ mir außerdem angewöhnt, für so ziemlich alles, was mir im Alltag begegnet (also ja, hauptsächlich Essen), Vokabel aufzuschreiben und mein Zimmer damit vollzutapezieren. Ich hab’ ein paar grundlegende Ausdrücke gelernt, um wenigstens grüßen und mich bedanken zu können. Ich habe angefangen, die Wiederholungen beim Training auf Spanisch zu zählen. Und ich hab’ mich schon für einen Kurs angemeldet, der hoffentlich bald beginnt. Also ja, es wird schon. Aber all das ist erst der Anfang einer Reise, von der ich weiß, dass sie noch dauern wird.

 

Ich hätte also vielleicht damit anfangen sollen, ernsthaft Spanisch zu lernen, bevor ich hergekommen bin. Um nach dem Weg fragen zu können, als ich mich am ersten Tag auf der Suche nach meiner Wohnung verirrt habe. Um beim Lebensmittel Einkaufen nicht fast zu verzweifeln. Um einfach mal in das sympathische kleine Café in meiner Straße gehen zu können. Um die Surflehrer bei meinem ersten Kurs zu verstehen.

 

Nicht, dass meine mangelnden Spanisch-Kenntnisse mich davon abgehalten hätten, irgendwas davon zu tun. Aber es war mühsam und extrem unangenehm. Ich bin hier eigentlich kein Tourist, aber die beschränkte Kenntnis der lokalen Sprache zwingt mich dazu, mich wie einer zu verhalten. Und das hasse ich.

 

Aber das Wunderbare daran ist, dass ich es gleichzeitig höchst motivierend finde. Spanisch zu lernen ist nicht mehr nur ein Wunsch, sondern eine Notwendigkeit. Und nachdem es die dritte Fremdsprache ist, die ich lerne, weiß ich irgendwie schon, wie das funktioniert. Ich weiß, dass die einzige Möglichkeit, es nicht mehr unangenehm zu finden, eine Sprache zu sprechen, darin besteht, es einfach zu tun. Ich weiß, dass die Angst davor, seltsam zu klingen oder etwas Falsches zu sagen, absolut nichts bringt. Also werde ich diesmal nicht jahrelang warten, bis ich das Gefühl habe, genug zu können, um mich normal zu unterhalten. Ich schau’ einfach die paar Wörter nach, die ich für eine bestimmte Situation brauchen könnte und stürze mich hinein. Ich muss nicht wirklich Spanisch sprechen, um Spanisch zu sprechen (oder zu stammeln). Und wenn ich nach weniger als einer Woche schon in dem sympathischen kleinen Café in meiner Straße einen Soja-Cappuccino bestellen, einen Cupcake holen und nach dem WLAN-Passwort fragen kann, kann ich’s kaum erwarten zu sehen, wozu ich nach drei Monaten hier in der Lage bin.

 

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